Online-Ausstellung
80 Jahre Kriegsende in Lauf a. d. Pegnitz


Am 15. April 1945 – einem sonnigen Frühlings-Sonntag – erreichten die ersten amerikanischen Panzer gegen Nachmittag, aus nordöstlicher Richtung kommend, die Stadtgrenze von Lauf. Kurz zuvor hatte Hitler den sogenannten „Nero-Befehl“ an die verbleibenden Truppenteile, SS-Einheiten und an die deutsche Bevölkerung ausgegeben. Dieser umfasste folgenschwere und groß angelegte „Zerstörungsmaßnahmen im gesamten Reichsgebiet“, die verantwortlich von den militärischen Leitern und Kommandobehörden durchgeführt werden sollten. Jegliche Infrastruktur die der Verkehrsführung, dem Nachrichtendienst, der Industrie und Kriegsfortführung durch die Alliierten dienen konnte, sollte aus den eigenen Reihen zerstört werden. Dem entgegen stand der Befehl des obersten Wehrmachtsgenerals Wilhelm Keitel und des SS-Reichsleiters Heinrich Himmler, dass die Städte auf deutschem Reichsgebiet bis zum äußersten verteidigt werden sollten und zuwider handelnde Personen mit dem Tod zu bestrafen seien.
In Lauf hatte Kreisleiter Erich Walz für die Verteidigung der Stadt zu sorgen. Laut Befehl sollte die Wasserbrücke über die Pegnitz als wichtiger Verkehrsknotenpunkt gesprengt werden und die Stadt bis zum äußersten verteidigt werden. Eine Gruppe von Laufer Bürgern, die sich aus ehemaligen SPD-Fraktionsmitgliedern und Volkssturmmännern zusammensetzte, bereitete heimlich die kampflose Übergabe der Stadt vor, die letztlich auch gelang. Die Sprengung der Brücke konnte verhindert werden. Kreisleiter Erich Walz floh zu dem Zeitpunkt aus Lauf, als amerikanische Panzer die Sperren am Hersbrucker Tor beschossen.
Dr. Gerhard Bankel, Sohn der Unternehmerfamilie Bankel, geboren 1929 in Lauf, wurde kurz vor Kriegsende aus dem Internat entlassen und kehrte nach Lauf zurück. Der Zwangsrekrutierung zum „Volkssturm“ war er entgangen, dennoch konnte er aus nächster Nähe die Vorgänge um die Besetzung der Stadt Lauf durch amerikanische Truppen mitverfolgen.
Nach 14 Tagen folgte der Verwaltungsapparat der amerikanischen Armee den Truppen nach. Die Amerikaner übernahmen die Gerichtsbarkeit, führten ständige Personalausweiskontrollen aus und verlegten eine Ausgangssperre. Nur Personen in glaubwürdig lebensnotwendigen und gesellschaftlich wichtigen Anliegen wurde beispielsweise erlaubt mit dem Fahrrad zu fahren.


Hans Heyder, geboren 1926 in Lauf a.d. Pegnitz als Sohn des städtischen Kutschers Johann Heyder, erlebte den Zweiten Weltkrieg ab dem Februar 1944 bei der deutschen Kriegsmarine. Am 6. Juli 1945 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft nach Lauf zurück, gekleidet noch in die Uniform. Er erzählt von einem Aushang, den die jüngeren Kriegsheimkehrer aus Lauf zum Spott auf die Laufer Mädchen verfassten, die sich mit den amerikanischen Besatzungssoldaten einließen.

Liste der Laufer Frauen, die mit Besatzungssoldaten der U.S. Armee in Verbindung stehen vom 4. Juni 1946
Der Erlass CCS 552 der westlichen Alliierten untersagte offiziell die „Fraternisierung mit dem Feind“ ab dem 28. April 1944 Die Soldaten und Truppenmitglieder riskierten ein hohes Strafmaß. Dem entgegen stand das Bedürfnis der Besatzungssoldaten und der jungen deutschen Frauen die Schrecken des Krieges zu vergessen, sich zu amüsieren und zu verlieben. Davon zeugt die hohe Geburtenrate an unehelichen „Besatzungskindern“. Zwischen 1945 und 1955 wurden in etwa 60.000 Kinder aus solchen Verbindungen geboren. Die deutschen Frauen, die einen amerikanischen Freund hatten, wurden in ihrem sozialen Umfeld als „Ami-Liebchen“ diskreditiert und häufig öffentlich beschimpft. Gerne beschenkten die Soldaten, die ihre Familien- und Freundeskreise vermissten, auch die Kinder, um auf diese Weise Kontakte mit der deutschen Bevölkerung zu knüpfen. Im Juni 1945 wurde daher das Fraternisierungsverbot hinsichtlich der Kontakte zu Kindern eingeschränkt. Ab dem Dezember 1946 waren Ehen zwischen deutschen Frauen und amerikanischen Soldaten offiziell zugelassen. Die vorliegende Liste wurde vom Landratsamt Lauf erstellt, um sie an die amerikanischen Behörden weiterzugeben. Spezifiziert angegeben wurde die Hautfarbe des amerikanischen Truppenmitglieds und die Tatsache, ob die deutsche Frau verheiratet oder ledig war.

Barbara Tomandl, geboren am 25.5. 1941 in Erfurt, erinnert sich an die Zeit der Besetzung Laufs durch die amerikanische Militärregierung
Fr. Tomandls Mutter (Ida Beigl) hatte mit ihrem Ehemann in England gelebt, von wo die Familie 1938 – nach dem “Anschluss” Österreichs an Deutschlands – ausgewiesen wurde. Ihre beiden Brüder kamen dort zur Welt. Barbara wird in Erfurt geboren. Der Vater wird zum Krieg eingezogen und getötet, die Familie 1945 in Erfurt ausgebombt und evakuiert. Frau Tomadls Mutter arbeitet aufgrund ihrer guten Sprachkenntnisse für die amerikanische Militärregierung. Nach einer längeren “Odyssee” gelangt die Familie nach Lauf, wo Frau Beigl für die Militärregierung, das „Counter Intelligence Corps“ (Spionageabwehr der Amerikaner) und die UNRRA als Dolmetscherin arbeitet. Frau Tomandl erinnert sich an die Schulspeisung im Schulhaus in der Nürnberger Straße durch die Amerikaner, ohne die der Hunger oft unerträglich gewesen wäre.
Kinderzeichnungen zur amerikanischen Schulspeisung in Lauf 1948



Die Militärtransporte auf der nahegelegenen Autobahn ermöglichen ihr einen ersten Kontakt zu amerikanischen Besatzungsmitgliedern. Der Mutter wurden die “ungesunden” Geschenke – Cola und “Nuts-Schokoriegel” verschwiegen. Im Oktober 1945 war nach dem Krieg wieder Schulbeginn mit “Behelfsunterricht”. Auch im Schulgebäude waren Amerikaner untergebracht..

Dr. Gerhard Bankel, geboren 1929 in Lauf, berichtet als Zeitzeuge von der Requirierung der Villa seiner Familie durch die Besatzungsmacht und den Stab um den leitenden Distrikts Kommandanten der Militärregierung im Landkreis Lauf, Captain Elmer N. Humphrey, den er als Jugendlicher persönlich gekannt hat.

